kollektiv.körper
Ergebnisse des Projektsemesters der Universität Hildesheim
In den Studiengängen Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis, Szenische Künste und Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus der Universität Hildesheim arbeiten seit Mitte April 31 Gruppen in den Bereichen Medien, Theater, Kunst, Musik und Literatur zu dem Thema kollektiv.körper.

Diese setzen sich mit Kollektiven und kollektiven Prozessen in gesellschaftlichen und ästhetischen Zusammenhängen auseinander. Es gilt das Kollektiv und den Körper in Politik, Medien und Sport im Spannungsverhältnis zum individualisierten Subjekt unserer Zeit bildnerisch, szenisch, musikalisch oder tänzerisch zu untersuchen.

transeuropa 2006 zeigt bereits vorab die Ergebnisse von 6 Produktionen aus dem Institut für Medien und Theater. Die Präsentation aller Produktionen des Projektsemesters findet am 07./ 10.-16. und 18./ 19. Juli in der Ledebur - Kaserne, in Hildesheim statt. Weitere Informationen unter: www.kollektiv-koerper.de
oder Info-Telefon: 05121.697 22 40


Lonely Crowd
Ein Rundgang für 23 Zuschauer

Von und mit: Anne Bonfert, Verena Lobert, Vanessa Lutz, Malte Pfeiffer, Margret Schütz, Katharina Vössing, Carmen Waack Sounds: Jacobus Thiele Video: Andreas Albrecht

Sieben von 23.000. Versprengte Auserwählte, denen mit einem Hammer aus Eis das Herz aufgeklopft wurde, haben sich in einer verlassenen Großküche abgeschottet. Sie bewachen die letzten Reste einer magischen Eissubstanz, mit Hilfe derer sie Ihresgleichen erkennen.
Die "Bruderschaft der Herzen" aus dem Roman "Ljod das Eis" von Vladimir Sorokin ist die Basis für einen Rundgang durch die Innenwelt eines Kollektivs. In der Romanvorlage wechseln die Hauptfiguren beständig, so dass jedes Einzelschicksal in einem Gesamtmuster verschwindet und nur ein einziger Protagonist übrig bleibt: das Kollektiv der erweckten Herzen.


Body Check. Eine Genderpeformance

Leitungsteam: Melanie Hinz, Sinje Kuhn (Frauenkollektiv), Marc-Oliver Krampe (Männerkollektiv), Claudia Mayer (Dramaturgie) Spielerinnen und Spieler: Uta Budzinski, Sandra Czerwonka, Heike Dahm, Corinna Duschat, Francy Fabritz, Georg Florian, Jennifer Jenkins, Stefan Köhler, Carolin Koß, Alexandra Lücke, Bea Madach, Julian Meding, Julia R. Müller, Eva-Maria Reimer, Johannes Schleker, Fabian Schütze, Sylvia Sobottka, Mariam Soufi- Siavash, Margrit Sengebusch.

"Wir verlangen dem Körper alles ab, auch das letzte. Im Allgemeinen hat der Körper gar nichts dagegen, wenn man mit ihm denkt [...]." Elfriede Jelinek "Ein Sportstück"

BodyCheck ist Kontrollstation des sozialen Geschlechts. Die individuellen Körper der Spielerinnen und Spieler, die kulturellen und medialen Weiblichkeits- und Männlichkeitsvorstellungen werden in einer künstlerischen Trainings- und Laborsituation einem "Bodycheck" unterzogen. Eingeteilt in eine Damen- und eine Herrenmannschaft untersuchen die PerformerInnen kollektive weibliche und kollektiv männliche Verhaltensweisen und Praktiken, die durch kulturelle Konstruktionsprozesse produziert wurden und stetig reproduziert werden. BodyCheck hinterfragt so spielerisch die starren Grenzen der Geschlechter und verwirklicht ein theatrales Doing Gender.


NPD reloaded

Leitungsteam: Matthias Spaniel, Karen Becker, Iris Gassenfeit Spielerinnen und Spieler: Silke zum Eschenhoff, Florian Gründel, Tabea Hörnlein, Karoline Kähler, Dirk Kaufmann, Julia Knies, Anna Köpnick, Robin Krause, Marianne Kreuzig, Grit Lukas, Wera Mahne, Wolfgang Retelsdorf, Poriya Rezaimanesh, Sophie Rintelmann, Marianna Salzmann, Natalie Schmidt, Bea Tinzmann

Mit der gezielten "Faschisierung der ostdeutschen Provinz" (Toralf Staud) will die NPD in die Mitte der Gesellschaft vordringen. Dabei öffnet sich die rechte Szene anderen Jugendkulturen und verleibt sich nicht nur deren ästhetische Codes für ihre Zwecke ein: Eigene Designermode, rechter Hip Hop und ein ausgeklügeltes Merchandising machen aus einer stigmatisierten Randgruppe einen gesellschaftsfähigen Habitus - Rechtssein ist sexy!

In diesem szenischen Projekt zeichnen siebzehn Studierende der Kulturwissenschaften die dynamische Energiekurve eines Körperkollektivs nach: Wie formieren sich Gruppen, welche Kraft entsteht in ihnen und wie artikuliert sie sich? Gibt es ein "erlösende[s] Potential kollektiver Gewalt" (Slavoj Sicek)? Es entsteht eine dichte Montage von Versatzstücken aus persönlichen Erlebnissen, politischen Dokumenten und öffentlichen Berichterstattungen.


Ein Leichenschmaus

Leitungsteam: Katrin Zeller, Corinne Maier Spielerinnen und Spieler: Hannah Biedermann, Anna Drescher, Clemens Hornik, Stefan Käse, Dennis Kusch, Heinz-Helmut Lieke, Kerstin Schade, Livia Schoeller, Olaf Zahn

Im Hinterzimmer einer Kneipe. Eine Gruppe Menschen kommt von einer Beerdigung. Sie betritt den Raum, in dem der Leichenschmaus stattfinden wird. Sie setzt sich zum Publikum an die vorbereitete Tafel. Die Trauergemeinde schweigt, ein merkwürdiges Fest beginnt. Denn sind diese Trauernden überhaupt eine Gemeinschaft? Oder nur eine zufällig zusammen gewürfelte Trauermeute, ein künstliches Kollektiv, das sich jederzeit wieder auflösen kann? Der Tod ist eine Black Box, was in ihr vor sich geht, bleibt uns verborgen. Sechs StudentInnen und drei Schauspieler mit geistiger Behinderung haben sich mit kollektiven Vorstellungen, Ritualen, Klischees und Regeln des Todes auseinandergesetzt. Sie haben erkannt: Tod, der ein Leben in Fülle abreißt, ist zur Rarität geworden und selbstbestimmt kann nur leben, wer auch selbstbestimmt sterben will. Wissen Sie, wo Sie begraben sein möchten? (Max Frisch)


Hildesheim als virtueller Körper

Projektleitung: Simon Frisch; Ideen und Realisation: Luisa Dietrich, Christoph Heymann, Lisa May, Ines Roscher, Mika Schmidt, Johannes Schneider, Anja Socic, Aline Westphal,

Ausgestattet mit Fotoapparat, Kamera und Notizblock erkunden wir das Erscheinungsbild und die Mentalität Hildesheims unter der Leitfrage "Prägt die Stadt ihre Bürger oder prägen die Bürger ihre Stadt?" Im Zentrum stehen Gespräche mit Hildesheimern - von Entscheidungsträgern bis zu marginalisierten Einwohnern oder pendelnden Teilzeitmitbürgern. Die Ergebnisse unserer Erkundungen werden über einen längeren Zeitraum in mehreren Etappen präsentiert. Erste Bilder und Töne sind in und vor dem Stadttheater Hildesheim zu sehen.


You are, what you hear

Leitung: Thorsten zum Felde, Toby Meyer, Andrea Daubner. Von und mit: Annelie Gülsdorff, Katharina Fälschlein, Lena Filthuth, Lukas Jantos, Maria Hummel, Marie von Borstel, Patrick Ernst, Steffi Krah, Stefanie Jaschke

Jede Erfahrung, die wir machen, ist unmittelbar mit einem Geräusch, einem Wort oder einer Musik verbunden. Diese Klänge bleiben in uns haften und konservieren unsere Erlebnisse. Sie werden zu Schlüsselreizen. "You are, what you here" ist eine performative Installation in und vor dem Stadttheater und entsteht im Rahmen von transeuropa.






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